Worauf fokussieren Sie sich? Worauf lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit?
Gerade jetzt in Zeiten des Coronavirus ist es besonders wichtig, sich auch bewusst auf positive Gefühle wie Zufriedenheit, Freude, Glück im gegenwärtigen Moment zu entscheiden. Das hat nichts mit rosarotem positiven Denken zu tun, sondern mit knallharten Ergebnissen der Mind-Body-Medizin* und der Positiven Psychologie**.
Ich lade Sie ein, achtsam mit Ihrer Aufmerksamkeitsressource umzugehen und sich bewusst zu entscheiden.
Warum sollten Sie das tun? Weil Sie damit sowohl Ihren Körper als auch Ihre Psyche stärken und Ihrem Immunsystem helfen, stark und widerstandsfähig zu bleiben bzw. zu werden.
Angst - evolutionsbiologisch gesehen - warnt und schützt uns vor potenziellen Gefahren
Sowohl Stress als auch Angst sind erst mal wichtige Überlebensstrategien, die evolutionsbiologisch bedingt, unser Überleben sichern.
Wenn der Löwe die Antilope jagt, wird eine ganze Kaskade von Botenstoffen freigesetzt, damit deren Körper sofort reflexartig in den Fluchtmodus versetzt werden kann. Bei uns Menschen funktioniert es genauso.
Sie gehen im Dunkeln durch einen unbeleuchteten Tunnel und hören plötzlich Schritte hinter sich, die sich ihnen schnell nähern. Sofort schüttet ihr Körper Stresshormone wie Adrenalin und Noradrenalin aus, die ihnen helfen, entweder zu fliehen oder zu kämpfen. Ihr Blutdruck steigt, ihre Extremitäten also Arme und Beine werden mit Blut versorgt, damit sie schnell fliehen oder sich verteidigen können. Die Vorfreude auf ein Treffen mit einer geliebten Person oder der Hunger, der sich vorher bemerkbar machte, sind wie weggeblasen. Ihre Sinne sind jetzt aufs Äußerste geschärft. Plötzlich ruft der vermeintliche Verfolger ihren Namen und auf der Stelle entspannen Sie sich. Sie atmen erleichtert tief aus.
Nach der Spannung <-> Entspannung
Das ist die normale Reaktion. Wenn der Stress vorüber ist, tritt die Entspannung ein.
Die verfolgte Antilope zittert eventuell noch einmal nach 15-20 Minuten. Das sogenannte neurogene Zittern dient dazu u.a. das jetzt überschüssige Adrenalin abzubauen. Anschließend wendet sie sich genüßlich dem frischen, grünen Gras zu und äst friedlich. Sie denkt nicht - wie wir - darüber nach, was ihr gerade widerfahren ist, sondern geht zur Tagesordnung über.
Wenn das Beißen in die Zitrone zum "Normalzustand" wird
Wie ist es aber bei uns? Oft verbleiben wir in dem Alarmzustand und geben unserem Körper nicht mehr die Gelegenheit, sich zu entspannen und sich dabei zu erholen. Wir setzen ungewollt wieder und wieder diese Spirale in Gang, wenn wir uns in die Situation gedanklich und gefühlsmäßig hineinversetzen. Der Körper unterscheidet nicht zwischen Vorstellung und Realität. Denken Sie an eine saftige Zitrone und beißen in Gedanken herzhaft hinein. Haben Sie Ihre sofortige körperliche Reaktion gespürt? Vermehrter Speichelfluss...So mächtig ist Ihre Vorstellungskraft. Allein durch sie können Sie hormonelle und neurophysiologische Prozesse in Gang setzen.
Die fatalen Folgen des andauernden Stress- und Angstmodus
Unser Organismus kann sich nicht mehr den nötigen Reparaturarbeiten im Körper widmen und auch für Wachstum sorgen. Alle abgestorbenen Zellen müssen entsorgt und durch neue ersetzt werden. Dazu braucht er Ruhe und Energie, die ihm aber nicht zur Verfügung steht, wenn der Körper sich in einer permanenten Ausnahmesituation durch Angst und Stress befindet.
Wenn wir unserem Körper diese notwendigen Erholungs- und Regenerationsphasen verwehren, kann das auf Dauer zu Bluthochdruck, Konzentrationsschwäche, Reizbarkeit, innere Unruhe, Schlaflosigkeit, Stimmungsschwankungen, Depressivität etc. führen.
Wir werden und sind immer weniger belastbar und widerstandsfähig. Dadurch steigt unsere Anfälligkeit für Viren, Bakterien und Krankheitserreger aller Art.
Denen sind wir tagtäglich ausgesetzt. Ein gesundes Immunsystem wird in der Regel gut damit fertig, ein geschwächtes nicht.
Have a break, have a breath
Was können wir tun, außer den bekannten Vorbeugungsmaßnahmen wie Hände waschen, gesunde Ernährung, ausreichende Bewegung etc.? Gönnen Sie sich eine Unterbrechung, gönnen Sie sich einen bewussten Atemzug.
Atmen tun wir sowieso. Wir brauchen weiter nichts als unser Bewusstsein und unseren Willen.
Entscheiden wir, uns mehrmals am Tag auf unsere Atmung zu konzentrieren. Lernen wir wieder, bewusst in unseren Bauch zu atmen.
Warum in den Bauch? Die Bauchatmung ist unsere natürliche Atmung. Wenn wir gestresst, in Panik und Angst sind, atmen wir automatisch flach in die Brust. Dadurch wird unser System mit weniger Sauerstoff versorgt. Stresshormone überfluten uns. Wir können nicht mehr klar denken und entscheiden. Wir werden von unseren automatischen, unbewussten ängstlichen Gedanken gedacht. Wir reagieren, wir verlieren unsere Selbstwirksamkeit, fühlen uns immer hilfloser und setzen/halten so eine Negativspirale in Gang.
Entscheiden Sie sich, tief zu atmen. Konzentrieren Sie sich auf den gegenwärtigen Moment. Sie haben nur diesen. Das dauert nicht lang, kann aber die Negativspirale wirksam unterbrechen. Fokussieren Sie sich kurz auf Ihre unmittelbare Umgebung und fragen sich, was sehe, höre, rieche, spüre ich in diesem Moment. Nehmen Sie so aufmerksam, wie es Ihnen in dem Moment möglich ist, wahr, wie entspannend diese kleinen aber sehr wichtigen Verschnaufpausen sind.
Ich wünsche Ihnen viele, kleine Verschnaufpausen, ein robustes Immunsystem und Gesundheit
herzlich Hildegard Maskulinski
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* s. z.B. Die Neurobiologie des Glücks - Wie die Positive Psychologie die Medizin verändert von Prof. Dr. Tobias Esch erschienen im Thieme Verlag 3.Aufl. 2017
** Wie wir aufblühen - Die fünf Säulen des persönlichen Wohlbefindens von Prof. Dr. Martin Seligman der Begründer der Positiven Psychologie erschienen im Kösel Verlag mittlerweile auch als Taschenbuch erhältlich
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